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Wege suchen aus der Schwere
Arbeit als ein grundsätzlicher positiver Einfluss für Menschen entwickelt sich angesichts von Arbeitsverdichtung, Termin- und Leistungsdruck zunehmend zu einem Risikofaktor für psychische und physische Gesundheit. Die Gestaltung von gesunden und nachhaltigen Arbeitsverhältnissen ist nicht nur ein Auftrag an Arbeitgeber, sondern angesichts der ökonomischen und sozialen Folgen steigender Krankheitszahlen gesamtgesellschaftlicher Auftrag. Es gilt gemeinsam gute Wege zu finden, den wirtschaftlichen Belangen und dem Erhalt von Gesundheit langfristig gleichermaßen Rechnung zu tragen.
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Nach oben ist noch Platz
Menschen mit Schwerbehinderung werden noch immer als Unsicherheitsfaktor in der Arbeitswelt wahrgenommen. Die Sorge vor vermehrten Krankheitstagen, vor geringerer Leistungsfähigkeit, dem besonderen Kündigungsschutz und Unruhe im Team halten viele Entscheidungsträger davon zurück, Menschen mit Schwerbehinderung einzustellen. Das geht auch anders: Die Ressourcen der Menschen erkennen, manchmal liegen sie gar in der Behinderung selbst, einen offenen Austausch über die Auswirkungen der Einschränkung wagen und bei Bedarf gezielt die Instrumente der öffentlichen Unterstützungsleistungen nutzen, lassen Unternehmen und Arbeitnehmer Gewinner werden.
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Zuversicht
Außenarbeitsplätze sind eine besondere Beschäftigungsform für Beschäftigte einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes. Sie bleiben Beschäftigte der WfbM und werden weiterhin fachliche durch geschultes Fachpersonal begleitet, erbringen ihre Arbeit aber außerhalb der Werkstatt in einer regulären Arbeitsumgebung. Neben der Möglichkeit, berufspraktische und soziale Fähigkeiten zu erweitern, bietet diese Form der betrieblich integrierten Beschäftigung eine Chance, langfristig sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse zu erreichen.
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Gemeinsam für eine saubere Sache
Das Beschäftigungsprojekt GreenTeam der Landeshauptstadt Wiesbaden ist nur ein Beispiel herausragender Inklusionsarbeit in der Region. Menschen mit Schwerbehinderung arbeiten in diesen Projekten zwei Jahre lang in sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen. Sie werden dort qualifiziert und an den Arbeitsmarkt herangeführt. Ziel ist immer die Anschlussbeschäftigung auf dem sogenannten 1. Arbeitsmarkt. Die Mehrzahl der Teilnehmer findet nach dem Projekt eine Anstellung, passgenau und leistungsgerecht.
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Das gehört zum Leben
Behinderung betrifft uns alle: nur fünf Prozent der Menschen werden mit einer Behinderung geboren. Fast alle Behinderungen werden im Laufe eines Lebens und im Alter erworben. Ein Unfall oder eine Erkrankung können uns aus unserem sicher geglaubten Leben reißen und alle unsere bisherigen Vorstellungen und Pläne in Frage stellen. Sich aus solch schweren Krisen heraus zu kämpfen, den Mut zu haben, sich persönlich und beruflich neu zu (er-)finden und die verbliebenen Möglichkeiten aktiv zu leben, verlangt Respekt und gibt unserer Gesellschaft Vorbild.
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Das mach´ ich doch mit rechts
„Für viele Menschen ist die Behinderung Teil ihres Lebens, den sie akzeptieren und als bloße Frage der Organisation verstehen – ganz ohne Tapferkeit. (…) Behinderte Menschen wollen mit der Normalität ihres Lebens gesehen und nicht bewundert oder glorifiziert werden. (…) Dass behinderte Menschen Dinge nicht trotz oder wegen, sondern mit ihrer Behinderung tun, sollte sprachlich selbstverständlich werden.“ (Quelle: „Superkrüppel, Trotzdem-Menschen und Helden“, Rebecca Mascos, Leidmedien.de)
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Selbstbewusstsein
Arbeit ist nicht nur Gelderwerb, sie ist viel mehr oder kann viel mehr sein. Sie kann uns ein Zugehörigkeitsgefühl zu einem Betrieb geben, sie kann Identität stiften, sie kann uns soziale Beziehungen am Arbeitsplatz ermöglichen, sie kann ein Gefühl von Verantwortung und Stolz auf das, was wir tun, auslösen. Am entsprechenden Arbeitsplatz für leistungsgerechte Arbeit auch leistungsgerecht bezahlt zu werden ist Inklusion.
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Werkzeuge
Technische Hilfsmittel, beginnend mit den einfachen Möglichkeiten der Arbeitserleichterung durch einen ergonomischen Bürostuhl oder einen höhenverstellbaren Schreibtisch über Blindenstöcke und Lichtklingeln für Gehörlose, Sprachsoftwareprogramme bis zu besonderen Optionen wie die Umrüstung von Kraftfahrzeugen oder der Anschaffung höhenverstellbarer Rollstühle: es gibt unendlich viele Möglichkeiten behinderungsbedingte Einschränkungen auszugleichen. Die Integrationsfachdienste ebnen auf kurzen Wegen Zugänge zu verschiedenen Fördermöglichkeiten und Beratung.
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Die Tür ist offen
Integrationsfachdienste sind für Menschen mit Schwerbehinderung, aber auch für Arbeitgeber, die Menschen mit Schwerbehinderung beschäftigen oder beschäftigen wollen, wichtige Partner. Sie beraten, vermittelten, begleiten und bieten allen Beteiligten eines Arbeitsverhältnisses Unterstützung und neutrale fachkundige Beratung. Inklusion, so gesehen, heißt, mit allen Partnern gemeinsam, die bestmögliche Lösung für alle zu finden und auf den Weg zu bringen.
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Zwei Gesichter, ein Mensch
Medikamente sind für viele Menschen der einzige Weg, einer Beschäftigung oder sozialen Aktivitäten nachgehen zu können. Nicht nur psychische Erkrankte, sondern auch chronische Schmerzpatienten, Menschen mit organischen oder neurologischen Erkrankungen sind betroffen. Zunehmend mehr sind es aber auch Menschen ohne attestierte Behinderung, die regelmäßig zu Medikamenten greifen, um die erforderliche Arbeitsleistung zu bringen. Sie alle zahlen einen hohen Preis für die Teilhabe am Arbeitsleben.
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I – wie Inklusion
Behinderungen können, geht man kreativ und unvoreingenommen damit um, wunderbare Ressourcen und Möglichkeiten eröffnen. Der unglaubliche Tastsinn von Sehbehinderten, die gesteigerte und sensibilisierte visuelle Wahrnehmung von Hörbehinderten, die Begeisterung von Autisten für wiederkehrende und berechenbare Arbeitsabläufe, der Ausdrucksraum der Deutschen Gebärdensprache, das alles sind nur einige Beispiele für nicht genutzte Potentiale, die in unserer Arbeitswelt wertvolle Impulse setzen könnten.
Diese Ressourcen können von der Arbeitswelt noch viel mehr genutzt werden, es bedarf nur einem frischen Blick auf das Machbare und einer guten Prise Fachberatung.